Teilhabe im Sport
Teilhabe im Sport

Bald geht es wieder los: Die Sommerpause der Fußballwelt endet im August und eine neue Saison liegt vor uns. Tausende Fans werden wieder in die Stadien pilgern.
Ein kleiner Teil davon wird erneut aus Menschen mit Behinderung bestehen. So gibt es beispielsweise im Deutsche Bank Park in Frankfurt 187 Rollstuhlplätze. Diese sind nahezu durchgehend voll besetzt sind.
Auch bietet Eintracht Frankfurt Audiodeskriptionen (16 Plätze) für Menschen mit Sehbehinderung an.
Damit sind wir schon mitten im Thema:
Wie steht es um die Teilhabe bei sportlichen Veranstaltungen für Menschen mit Behinderung?
Wird Inklusion dort gelebt?
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass Menschen mit Behinderung viele Sportarten auch selbst betreiben.
Heute möchte ich jedoch die selbstbestimmte Teilhabe beim Besuch von Sportveranstaltungen beleuchten. Man möge es mir verzeihen, wenn der Bereich Fußball dabei etwas stärker im Fokus steht – ich habe hier einfach eine persönliche Verbindung.
Eigene Eindrücke
So kann ich gleich mit meinen eigenen Eindrücken starten:
Ich gehe regelmäßig ins Stadion, wo ein großer Bereich für uns Rollstuhlfahrer – wie eingangs bereits erwähnt – zur Verfügung steht. Man sieht von dort aus eigentlich von jedem Platz sehr gut.
Abgesehen von ein paar Situationen, in denen andere Zuschauer aufstehen und so mitunter ein Teil des Spielfelds verdeckt wird. Begleitpersonen können an jedem Platz durch ein ausgeklügeltes System im Boden ihren Sitzplatz individuell wählen. Dies lässt auch zu das wir Rollstuhlfahrer sehr flexibel stehen können.
Eintracht Frankfurt bietet zudem – bundesweit einmalig – einen Fahrservice für Menschen mit Behinderung an. So können Menschen im Rollstuhl und mit anderen Beeinträchtigungen viel entspannter und inklusiver teilnehmen, da die oftmals aufwendige Suche nach den wenigen barrierefreien Parkplätzen entfällt.
Daraus lässt sich sagen: Die Teilhabe bei einem Stadionbesuch ist gut möglich.
Inklusion vor Ort
Ich habe hierzu auch Malte Baumann, Fanbeauftragter für Menschen mit Behinderung bei Eintracht Frankfurt, um seine Eindrücke gebeten.
Malte, wie schaust du auf das Thema Inklusion?
Malte Baumann: „Inklusion ist keine Einbahnstraße und sollte von allen Beteiligten gedacht und gelebt werden. Leider gibt es bei allen Beteiligten teilweise Barrieren im Kopf – da sind auch die Betroffenen selbst nicht ausgenommen. Ich kann diese Barrieren nicht auf einen Schlag lösen, aber ich arbeite daran, dass es weniger werden.“
Wie siehst du deine Rolle als Fanbeauftragter für Menschen mit Behinderung bei Eintracht Frankfurt?
Malte Baumann: „Genau wie meine Kollegen bin ich Vermittler zwischen den verschiedenen Parteien wie der Eintracht Frankfurt Fußball AG, der Polizei und dem Ordnungsdienst. Zusätzlich habe ich die Aufgabe, Barrieren zu erkennen und gegenzusteuern.
Leider ist das nicht immer zur vollen Zufriedenheit der Betroffenen lösbar. Bei den aktuellen baulichen Gegebenheiten in den Sportstätten ist es oftmals schwierig, noch große Verbesserungen vorzunehmen.“
Gibt es neben den Heimspielen noch weitere inklusive Angebote?
Malte Baumann: „Wir arbeiten projektbezogen auch außerhalb des Fußballs an inklusiven Themen.
In der vergangenen Saison haben wir ein Projekt mit unserem Partner REWE und der Lebenshilfe Frankfurt unterstützt. Dabei ging es um barrierefreies Einkaufen und gemeinsames Kochen.
Unterstützt wurden wir dabei von unserem Partner Köhler-Transfer. Zusätzlich sind Museums- und Stadionführungen ebenfalls barrierefrei verfügbar. Wir engagieren uns aber auch jenseits klassischer Inklusion – etwa beim Thema Vielfalt – und sind z. B. beim CSD Frankfurt aktiv. Alle weiteren Themen liegen strukturell beim Verein.“
Das war bereits ein kleiner Einblick, wie es um die Inklusion bei Eintracht Frankfurt steht.
Bei meinen vielen Stadionbesuchen habe ich auch Lukas kennengelernt, der als Volunteer bei der Eintracht ehrenamtlich tätig ist – er sitzt selbst im Rollstuhl. Auch ihm durfte ich ein paar Fragen stellen:
Wie bist du zu deiner Tätigkeit als Volunteer bei der Eintracht gekommen?
Lukas: „Ich bin durch einen Bekannten eines Arbeitskollegen zur Eintracht gekommen. Ich habe zuerst meine Aufgaben an drei Terminen ausprobiert und bekam dann das Angebot, dort als Volunteer zu beginnen.“
Wie siehst du Eintracht Frankfurt in Bezug auf Inklusion aufgestellt?
Lukas: „Die Eintracht ist meiner Meinung nach sehr sozial und inklusiv aufgestellt. Ich werde überall mit einbezogen und unterstützt, wenn ich Hilfe brauche – genauso wie andere Menschen mit Beeinträchtigung.“
Was würdest du dir persönlich wünschen, was sich allgemein in unserer Gesellschaft in Bezug auf Inklusion ändern sollte?
Lukas: „Dass unser Miteinander – egal ob gesund oder mit einer Beeinträchtigung – gleichgestellt wird. Und dass es für Rollstuhlfahrer nicht immer mit zu viel Planung verbunden ist, wenn es um Freizeitaktivitäten geht.“
Welche Aufgaben übernimmst du bei der Eintracht, und wie sieht dein Dienst aus?
Lukas: „Ich verteile Decken an Rollstuhlfahrer und Kopfhörer für sehbeeinträchtigte Besucher.“
Vielen Dank an Malte und Lukas für eure Statements! Wie man sieht, ist Teilhabe sehr gut möglich.
Doch wie Malte schon andeutete, liegen viele Barrieren in den Köpfen der Menschen.
Zum einen sollte man dafür sorgen, dass Veranstaltungen für alle erlebbar werden – aber auch auf unserer Seite, der Menschen mit Behinderung, dürfen keine unmöglichen Erwartungen gestellt werden. Ich glaube, das ist den meisten Menschen da draußen auch bewusst.
Natürlich habe ich auch bei anderen Sportgrößen in Hessen nach inklusiven Eindrücken vor Ort gefragt.
Bis zum Redaktionsschluss hat mich nur die Antwort des Fanbeauftragten der Eishockeymannschaft Löwen Frankfurt erreicht. Laut Fanbeauftragtem verfügt die derzeitige Eissporthalle über 12 Rollstuhlplätze. Leider verhindert die bestehende Infrastruktur eine Erweiterung. Hier setzt man auf den geplanten Neubau einer Arena, um Verbesserungen zu ermöglichen.
Beide Sportvereine – Eintracht Frankfurt und die Löwen Frankfurt – engagieren sich zudem in sozialen Projekten fernab der Sportstätten.
In diesem Sinne bleibt mir zum Abschluss nur zu sagen:
Jeder Einzelne von uns ist gefragt, sich für andere zu engagieren – damit wir alle gemeinsam das Verbindende und das „Wir“ im Sport feiern können!
Andreas Schneider I Team Inklusion
Wissenswertes
Eintracht Frankfurt
Hilfreiche Informationen für einen Stadionbesuch im Deutsche Bank Park:
Fanprojekt: Vielfalt erleben und lernen
Löwen Frankfurt
Seit 2014 engagiert sich der Club mit dem sozialen Projekt „Löwenherzen“:
Einrichtungen, die mit sozial benachteiligten oder beeinträchtigten Menschen arbeiten, können sich melden, um ein Heimspiel der Löwen zu besuchen.